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Rentenaktionstag des DGB

Am 21. September 2021 setzen Gewerkschaften ein Zeichen für Gute Renten

Die Rentenpolitik steht an einem Scheideweg: Wird kein Kurswechsel eingeleitet, kommt es künftig zu einem dramatischen Absinken des Rentenniveaus. Mit dem bundesweiten Aktionstag am 21. September wollen Gewerkschaften im Vorfeld der Bundestagswahl ein Zeichen setzen. Neben vielen anderen ist auch Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, mit dabei. Warum, erklärt er im Interview.

 

Am 21. September 2021 findet ein bundesweiter Aktionstag des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften statt. Mit Kundgebungen auf Marktplätzen, Infoständen und Flugblatt-Aktionen in Betrieben, Einkaufsstraßen und Bahnhöfen wird über die Rentenpolitik informiert. Warum mischen sich die Gewerkschaften kurz vor der Bundestagswahl gerade mit diesem Thema in die politischen Auseinandersetzungen ein?

Die Rentenpolitik ist eine zentrale Stellschraube für soziale Gerechtigkeit in unserem Land. Es ist eine historische Errungenschaft, dass Beschäftigte am Ende ihres Erwerbslebens eine auskömmliche Rente haben. Jedoch hat die Rentenpolitik der vergangenen Jahrzehnte zu massiven Kürzungen geführt. Wenn die Politik nicht mit Mut das Steuer herumreißt, kommt es in spätestens fünf Jahren zu weiteren Lücken in der gesetzlichen Rente. Wir wollen mit Blick auf die künftige Bundesregierung auf den Handlungsbedarf in der Rentenpolitik aufmerksam machen.

 

Wenn die Politik nicht mit Mut das Steuer herumreißt, kommt es in spätestens fünf Jahren zu weiteren Lücken in der gesetzlichen Rente.

 

Was fordert die IG Metall?

Die gesetzliche umlagefinanzierte Rente muss gestärkt werden. Wir erwarten von der Politik hier vor allem drei Dinge:

Erstens muss das Rentenniveau wieder deutlich angehoben werden. Dieses liegt derzeit ca. 48 Prozent. Wir wollen eine Anhebung des Rentenniveaus auf etwa 53 Prozent. Damit wäre in der Regel möglich, dass man sein gewohntes Leben im Ruhestand weiterführen kann.

Zweitens brauchen wir flexible Ausstiegsoptionen aus dem Erwerbsleben, und zwar deutlich vor dem 67. Lebensjahr. Viele Beschäftigte sind schon lange vor dem Rentenalter den Anforderungen ihrer Arbeit nicht mehr gewachsen. Hier brauchen wir sozial abgesicherte Übergänge in den Ruhestand.

Und als drittes fordert die IG Metall die gesetzliche Rente mittelfristig zu einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung weiterzuentwickeln, die alle mitnimmt und in der alle versichert sind - auch etwa Beamt*innen, Freiberufler*innen und Selbstständige.

 

Wir wollen eine Anhebung des Rentenniveaus auf etwa 53 Prozent.

 

Unternehmensverbände fordern mit Verweis auf die steigende Lebenserwartung die weitere Heraufsetzung des Rentenalters und die Deckelung der Beitragssätze zur Rentenversicherung. Was ist ihnen zu entgegnen?

Wer eine Anhebung des Renteneintrittsalters fordert, sorgt sich nicht um die Alterssicherung der Beschäftigten. Dem geht es um die Einsparung von Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung. Es stimmt zwar, dass die Lebenserwartung im Durchschnitt steigt. Das gilt aber längst nicht für alle. Gerade Menschen in belastenden Berufen haben eine kürze Lebenserwartung und schaffen es schon jetzt oftmals nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter. Die Heraufsetzung des Rentenalters führt also keineswegs zu längerem Arbeiten, sondern allzu oft nur zu höheren Rentenabschlägen und Rentenkürzungen. Und auch die Begrenzung der Höhe von Rentenbeiträgen führt nicht zu einer Entlastung der Beschäftigten. Im Gegenteil: während die Arbeitgeber ihren, paritätisch finanzierten, Beitragsteil zur Rentenversicherung einsparen, müssen die Beschäftigten den entstehenden Rentenlücken privat hinterhersparen, dann aber allein, also ohne Beteiligung der Arbeitgeber. Und auch die Risiken, die etwa bei Anlagen am Kapitalmarkt bestehen, tragen sie allein. Ein schlechtes Geschäft, bei dem nur die Arbeitgeber gewinnen.

 

Die Heraufsetzung des Rentenalters führt also keineswegs zu längerem Arbeiten, sondern allzu oft nur zu höheren Rentenabschlägen und Rentenkürzungen.